Bionade-Biedermeier

In der ZEIT vom 8.11.2007 schrieb Henning Sußebach über die Veränderungen im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg, in dem sich heute praktisch nur noch finanziell gut ausgestattete Menschen mit linksliberal-politanarchistischem Wahlverhalten in ihr rot-grünes Spießerleben ohne störende Ausländer (für die man überall sonst gerne in die Bresche springt), dafür mit vorrangig politisch-korrektem Denken und schwer biologisch-korrekter Lebensmittelversorgung samt zugehörigen Vergeistigungsaktivitäten bewegen.

Dieses Szenario sich selbst für progressivst haltender linker Spießbüger benannte er mit dem Begriff „Bionade-Biedermeier“.

Die etwas negativ daher kommende Beschreibung meinerseits entstammt der offensichtlichen Selbsteinschätzung der heutigen Einwohner des Viertels, die nicht merken (wollen?), wie sie über die starke Verteuerung aller Lebensgrundbedürfnisse anders Denkende aus ihrem Viertel ausschließen, sich für die am richtigsten Leben einschätzen und mit Verachtung strafen, wer nicht so leben mag; die keinen echten Zusammenhalt, sondern konsequente Vereinzelung leben. Es sei ihnen gegönnt. So lange sie sich nicht über andere stellen.

Im Prenzlauer Berg selbst scheinen sie sich angegriffen zu fühlen von Sußebachs Artikel – das kann man in den Kommentaren sehen. Andere bestätigen, was den Einwohndern von Prenzlauer Berg zugeschrieben wird – sie haben sich aus dem Viertel verabschiedet, weil es ihnen auf den Geist ging. Wer sich ein eigenes Bild machen will, müsste schon dort hin. So habe ich zwar keine wirklich positive Meinung von den Prenzlauer-Berg-Bewohnern, aber auch das wäre wohl zu überprüfen. Wer weiß, Bionade-Biedermeier könnte einem vielleicht ja sogar gefallen.

4 Kommentare zu „Bionade-Biedermeier

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